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Subpage zur persönlichen homepage von Christian Heinze * 11.6.1999, redigiert 19.12.2017

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Jugend

Ich wurde gebeten, die Jugend zu preisen. Ich will es allein vom männlichen Standpunkt aus versuchen, aus Furcht die Grenzen meiner Kompetenz zu zu überschreiten. Es würde mich aber nicht überraschen, wenn die Würdigung vom weiblichen Standpunkt aus (mutatis mutandis) genauso ausfiele.

Es ist üblich, Jugend zu preisen, wenn nicht anzubeten. Aber das halte ich für Unsinn, weil der Jugend so vieles abgeht. Junge Männer haben gewöhnlich nicht genug Geld. Zumindest nicht genug für "wine, women and song". Jedenfalls nicht für den Typ Mädchen für den sie sich wirklich interessieren. Junge Männer sind auf das Auto des Vaters oder der Mutter angewiesen. Sie haben keinen Rang im Leben oder in der Gesellschaft. Sie leben in beträchtlicher Spannung zwischen Ehrgeiz und Begehren einerseits und einem Mangel an Gelegenheit und Erfüllung andererseits. Zugleich verfügen sie über zu wenig Erfahrung und Weisheit um Leben und Seele im Gleichgewicht zu halten. Es mangelt an sicherer Orientierung. Junge Männer stehen immer unter Disziplinierungsdruck, der von anderen ausgeht, und sehen sich verpflichtet, zweifelhafte Lehren ohne Gelegenheit zu wirklich produktiver Anwendung entgegenzunehmen. Wenn Mutter oder Vater in den Hintergrund zu treten beginnen, überwiegt entweder ein Mangel an Gesellschaft der richtigen Frauen oder Männer oder es gibt deren zuviele. Mit ihnen gibt es nichts als ununterbrochenen Ärger und Sorgen bis zu dem Punkt, an dem sich junge Männer schwören, sich vom anderen Geschlecht für immer fernzuhalten. Was bleibt ist Körperkraft, die manchmal mehr als Last denn als Privileg empfunden wird.

Um zusammenzufassen: Offenbar besteht wenig Bedarf für Jugend. Johann Wolfgang von Goethe hat es in seinem "Faust" in einem schönen Gedicht (Vorspiel auf dem Theater) zusammengefasst:

"Der Jugend, guter Freund, bedarfst du allenfalls, ...
wenn mit Gewalt an deinen Hals sich allerliebste Mädchen hängen"
und (sinngemäß zusammengefasst fortgedichtet:) wenn es gilt, die Ehre Deines lokalen Vereins zu verteidigen.

Es ist viel vorteilhafter, alt zu sein. Das Alter besitzt im Überfluss, was der Jugend fehlt. Uns gehört die wunderbarste Frau die man sich vorstellen kann, und mehr Geld als wir für Wein und Gesang ausgeben können. Uns gehört alle Weisheit und der ganze know-how, die die Welt zu bieten hat, sowie eine Stellung im Leben. Wir sind frei und souverän und sorgenfrei und vollkommen glücklich.

Aber - um zu meiner ursprünglichen Aufgabe, die Jugend zu preisen, zurückzukehren: Bitte betrachtet das zuvor gesagte lediglich als Einführung und als Übertreibung. Ich versuche das zu verbessern und jetzt die ganze Wahrheit aufzudecken:

Jugend ist Energie, Optimismus, Neugier, Tatendrang und Bemühen,
ist Unbekümmertheit, die Voraussetzung ist für Unternehmung.

Jugend ist Unschuld und Jungfräulichkeit, die Zeit wunderbarer, tiefer und reiner Gefühle,
die Zeit phantastischer Träume aber auch phantastischer Irrtümer.

Jugend ist die aufregende und befriedigende und bewegende Erfahrung erster Erkenntnisse, ersten Verstehens.

Jugend ist die Zeit für erste Niederlagen aber auch für ersten Sieg (auch über sich selbst) und Gewinn.

Jugend ist Zukunft, Jugend ist Hoffnung.

Jugend lässt sich nicht ablenken durch Interessen an einer Karriere, sie kümmert sich nicht um künftige Sicherheit,

sie bemüht sich nichteinmal bewusst um Glück.

Jugend ist die Zeit, in der (aus erwachsener Sicht) "kleine" Freuden glücklich machen.

Sollten wir uns Jugend nicht während des ganzen Lebens erhalten ?